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Stefan Zweig: Der Kampf um den Südpol

Besprechung

Die Episode aus dem Erzählband „Sternstunden der Menschheit“ schildert den Wettlauf des englischen Offiziers Robert Falcon Scott mit dem Norweger Roald Amundsen um das erste Erreichen des Südpols aus der Sicht des Engländers. Ausgehend von der Bedeutung des Südpols als einer der letzten unentdeckten Stellen des Erdballs zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird Scott als ein typischer Vertreter der imperialen englischen Politik vorgestellt. Der Bericht folgt dann strukturell dem Tagebuch Scotts. Die umfangreichen Vorbereitungen Scotts im antarktischen Basislager werden geschildert, die Experimente mit Motor-Schlitten und die Entscheidung, Ponys als Zugkräfte einzusetzen. Die Entdeckung des ca. 650 km entfernten Basislagers des später im Wettkampf erfolgreichen Amundsen beunruhigt Scott und deutet die Wende des Handlungsverlaufes an. Scott verliert seine Zuversicht und Unbekümmertheit. Der Aufbruch der fünfköpfigen Mannschaft erfolgt im Vergleich zu dem Amundsens zu spät. Ponys und Motorschlitten erweisen sich im indirekten Wettlauf mit Amundsens Schlittenhunden als unterlegen. Scotts Expedition erreicht schon entkräftet, 34 Tage nach Amundsen, den Südpol; sie findet die norwegische Flagge vor. Der Rückmarsch wird zur Tortur, da die angelegten Depots zu wenig Brennmaterial bergen; die Männer schaffen den Rückweg nicht mehr. Am 29. März 1912 erfolgt der letzte Eintrag Scotts in sein Tagebuch. Scott und seine Begleiter beschließen, in ihren Zelten auf den Tod zu warten. Erst acht Monate später wird das Todeslager gefunden. Bis zum Schluss sind Scotts Gedanken bei seiner Frau, aber auch bei der englischen Nation, der er in einem Brief Rechenschaft über sein Handeln abgibt. Scott verkörpert den tragischen Helden antiker Dimension, der im Wettlauf um den Pol unterliegt, in einer Zeit, „für die der erste alles und der zweite nichts“ ist. Aber Scott nimmt standhaft und gefasst sein Schicksal in Kauf und erleidet den Tod heroisch. Dieser Intention entspricht dem streng dramaturgischen Aufbau der novellenähnlichen Erzählung, welche die Frage nach der Schicksalhaftigkeit des Scheiterns eines Einzelnen in einer einmaligen Situation aufwirft.

Didaktische Hinweise

Das Klett-Leseheft beinhaltet nicht nur Stefan Zweigs historische Miniatur „Der Kampf um den Südpol“, sondern auch zahlreiche wertvolle Materialien wie Karten, Fotos, Lexikonartikel, Zeitungsartikel und verschiedene Berichte und Erzählungen. Die Schülerinnen und Schüler reifen bei der Beschäftigung mit dieser Lektüre in ihrer sprachlichen Kompetenz, weil Zweig in einer wunderschönen bildlichen Sprache schreibt, die es zu entschlüsseln gilt.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten des didaktischen Einsatzes; einige Ideen seien hier genannt:

  • Beschäftigung mit der Frage, ob Scott ein tragischer Held oder ein heroischer Stümper war (hilfreich: historische Reaktionen in verschiedenen Zeitungen auf Scotts Scheitern)
  • Charakterisierung von Amundsen, auch anhand des Textes „Erster missglückter Vorstoß zum Südpol“
  • Möglichkeiten zum gestalterischen Schreiben: innerer Dialog, innerer Monolog, Zeitungskommentar, fiktives Gespräch (z. B. im Anschluss an eine im Klett-Buch abgedruckte Erzählung aus Scotts Kindheit von Peter Brent: Schreibe in einem inneren Monolog Scotts Gedanken auf, die ihm auf dem letzten Drittel des Rückwegs vom Südpol in Erinnerung an seinen Einsatz damals in den Sinn kommen.)
  • Erarbeitung von sprachlichen Bildern, z. B. „Beschreibt, wie das Warten auf die Sonne sprachlich ausgedrückt wird und wie ihr Erscheinen auf die Wartenden wirkt!“ (Metapher, Vergleich, Personifikation)
  • Lernbereich Zuhören: „Das grüne Zelt“, Hörspiel von Wolfgang Weyrauch
  • Aktualisierung: verschiedene Filmbeiträge in den Mediatheken bzw. YouTube zum Wettrennen zum Südpol im Winter 2010 zwischen Teams aus Österreich und Deutschland (ZDF)
  • Merkmale novellistischen Schreibens
  • Scott als antike Heldenfigur
  • Vergleich von Auszügen aus Scotts Tagebuch mit der Erzählung
  • Lektüre von Dürrenmatts „Das Modell Scott“ (in: Anmerkungen zu „Die Wiedertäufer“)

Alle hier rezensierten Werke von Stefan Zweig

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geografie/Erdkunde
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

1986 (1927)

ISBN

9783122608408

Umfang

160 Seiten

Medien

  • Buch