Harald Welzer: Selbst Denken. Eine Anleitung zum Widerstand

Besprechung

Harald Welzers Buch „Selbst Denken. Eine Anleitung zum Widerstand“ stellt eine Mischung aus Pamphlet, Essay und Soziologiebuch dar. Welzer widmet sich hier der Frage, welche gesellschaftlichen Schritte notwendig sind, um die düsteren Zukunftsprognosen der Klimakatastrophe abzuwenden. Hierzu sei - laut Welzer - ein enormes Umdenken von Nöten, bei dem die Menschen ganz im kantschen Sinne (so auch der Titel von Welzers Buch) wieder den Mut aufbringen müssen, selbstständig zu denken und zu handeln. Die Menschen müssen sich wieder frei machen von dem mittlerweile erdrückenden Konsumwahn, der nicht nur ihren Alltag dominiert, sondern der sie auch blind macht für katastrophale Arbeitsbedingungen, die Verschwendung von Ressourcen und die Verschmutzung der Umwelt. Die Menschen dürfen den Beschuss durch immer neue Kaufoptionen nicht mehr länger als eine freie Wahlmöglichkeit missinterpretieren, sondern müssen lernen, ihre „Komfortzone“ einzuschränken, müssen lernen zu verzichten. Auch wenn - so Welzer - eine zukunftsfähige Gesellschaft nur durch Wohlstandseinbußen zu erreichen sei, handelt es sich durchaus um einen gangbaren Weg. Gemeinwohlökonomien, Genossenschaften in Solar- und Wohnungsprojekten, Leute, die Gegenstände reparieren und teilen, Recyclingbörsen, Crowd-Funding und Open-Source-Projekte können einen Schritt in die richtige Richtung weisen. Welzer selbst geht dabei als positives Beispiel voran. Vor wenigen Jahren gab er seine Professur auf und gründete die Stiftung Futurzwei (www.futurzwei.org). Hier sammelt er positive Alternativen zur kapitalistischen Wirtschafts- und Lebensform.