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Anna Sommer: Das Unbekannte

Besprechung

Zwei Frauen im Konflikt mit Kinderwunsch einerseits und Angst vor Schwangerschaft andererseits

Die Handlung ist so phantastisch, dass man geneigt ist, sie den verdrängten Gedanken und Wünschen der Protagonistinnen zumindest zum Teil zuzuschreiben. Die eine ist in den Vierzigern, verheiratet und hat offenbar im Gegensatz zu ihrem Mann noch nicht mit dem Kinderwunsch abgeschlossen. Die andere studiert, hat ein Verhältnis mit einem ihrer Lehrer, wird schwanger und versucht alles, das Kind loszuwerden, schließlich bekommt sie es in einer Umkleidekabine und lässt es einfach liegen. Der Zufall will es, dass die Verkäuferin, die das Kind findet und in einem Karton im Lager des Warenhauses „aufbewahrt“, die Frau des Geliebten ist, und die, die sich immer noch ein Kind wünscht. Der untreue Ehemann hat sich inzwischen von der Geliebten getrennt und bringt als Kindersatz einen Hund nach Hause. Der dient der Ehefrau als willkommene Ausrede, wenn sie außerhalb ihrer Arbeitszeit zu dem Kind geht, um es zu versorgen. Der Hund und das Baby, inzwischen sieben Monate alt, haben sich so angefreundet, dass beide zueinander finden, als die Frau, von ihrem Mann ertappt und unter Druck gesetzt, das Kind einfach im Kinderstuhl eines Schnellrestaurants sitzen lässt. Die Graphic Novel kommt mit wenig Text aus. Die schwarzweißen Zeichnungen enthalten nur die wichtigsten Informationen. Die äußeren Merkmale der Figuren – Frisur, Figur, Kleidung – sind genug präzise gezeichnet, um sie voneinander zu unterscheiden, es gibt gerade so viel Hintergrund, dass man erkennt, an welchem Ort man sich befindet. Die Bilder und Panels sind nicht durch Linien getrennt, manchmal gehen sie sogar ineinander über, sodass man sich wie in einem Film mit schnellen Schnitten glaubt. Die Erzählung wechselt mehrfach die Zeitebenen zwischen dem Fund des Kindes durch die Verkäuferin und der Schwangerschaft der Studentin.

Didaktische Hinweise

Die Erzählung selbst bietet eine Menge Gesprächsstoff. Nur eine Frau kann so schonungslos Frauendramen („Damen Dramen“ heißt ein Band der Autorin aus dem Jahr 2014) schildern und das Irrationale im Umgang mit scheinbar rein biologischen Sachverhalten darstellen. Die bei genauerem Hinsehen zahlreichen Unwahrscheinlichkeiten müssen also gar nicht aufgeklärt werden, da man unterstellen kann, dass sie nicht versehentlich passiert sind, sondern Teil der Aussage sind. Die zeichnerische Form bietet viele Anknüpfungspunkte an den Inhalt. Wenn die französische Fassung greifbar ist, bietet sich ein Vergleich mit der von der Schweizer Autorin selbst übersetzten Version an. Wegen der zum Teil recht expliziten Sex-Szenen empfiehlt sich, das Buch nur mit älteren Schülerinnen und Schülern zu lesen.

Gattung

  • Comics, Comic-Romane, Graphic Novels

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Familien- und Sexualerziehung

FÜZ

  • Familien- und Sexualerziehung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2018

ISBN

9783037311738

Umfang

92 Seiten

Medien

  • Buch