mobile Navigation Icon

Steven Herrick: Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen

Besprechung

Bei Steven Herricks Buch mit dem Titel „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“ handelt es sich um einen äußerst poetischen und ästhetisch anspruchsvollen Coming-of-Age-Roman, der 2019 mit dem Jugendliteraturpreis und dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet worden ist.

Im Mittelpunkt stehen die beiden Brüder Harry und Keith Hodby, die in einer australischen Kleinstadt in den 60er Jahren aufwachsen. Nach dem frühen Tod der Mutter – Harry ist gerade einmal 7 Jahre alt, sein Bruder 6, als die Mutter ums Leben kommt – arbeitet der Vater hart, um die Familie zu ernähren. Dennoch reicht das Geld nicht und die Jungen wachsen, wie man sich als Leser/-in anhand von Harrys Gedanken zusammenreimen kann, in prekären Verhältnissen auf. Dadurch, dass sich der Vater tagsüber nicht um die Söhne kümmern kann, verbringen sie ihre Tage weder gewaschen noch gekämmt, ihre Kleidung ist schmutzig und die Nachbarn tuscheln über die beiden Jungen. Einmal in der Woche kümmert sich Tante Alice um das Nötigste, ansonsten bleiben die beiden sich selbst überlassen. Eine Ausnahme bilden die Sonntage: Jeden ersten Sonntag im Monat gehen Harry, Keith und der Vater ans Grab der Mutter. Zur Feier des Tages tragen sie sogar Schuhe. Trotz dieser scheinbar traurigen und desolaten Zustände, transportiert der Roman, der durchgehend in Versform aus Harrys Sicht geschrieben ist, eine andere Botschaft. In den gedichtartig angelegten Szenen erhalten die Leserinnen und Leser einen intensiven und sehr persönlichen Einblick in Harrys Leben. Sie enthalten Eindrücke und Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend, seiner ersten Liebe zu Linda, die ähnlich tragisch wie die Mutter bei einem Hochwasser ums Leben kommt. Harrys Erinnerungen handeln trotz der schweren Verluste von den Streichen, Raufereien und Freundschaften, die sein Leben bestimmen sowie von seinen Träumen und Hoffnungen, dem Zusammenhalt der Familie und der tiefen Liebe des Vaters zu seinen Söhnen, der jeden Abend für sich und seine Söhne eine Melone aufschneidet, bis Harry diese Aufgabe übernehmen muss, da sich der Vater bei einem Arbeitsunfall die Hand schwer verletzt.

Didaktische Hinweise

Bei Steven Herricks „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“ handelt es sich um einen sehr feinsinnigen und magischen Text, der sich auch gut als Klassenlektüre eignet. Gerade die poetische Sprache, die der Autor wählt und die sehr gut von dem Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn getroffen worden ist, entfaltet eine intensive Schönheit für das Leben, das sich in Harrys hochgradig subjektiven Einzelbeobachtungen und Sinneswahrnehmungen niederschlägt. Diese fügen sich im Laufe der Lektüre Stück für Stück zu einer großen Gedankenflut zusammen, die in einer bildgewaltigen und metaphorischen, häufig auch elliptische Sprache ihren Ausdruck findet. Diese Leerstellen lassen im Unterricht zusammen mit den Schüleinnen und Schülern sehr gut durch einen kreativen Zugang erschließen und füllen. Denn häufig bleibt es den Leserinnen und Lesern überlassen, Harrys Gefühlen und Assoziationen nachzuspüren, seine überraschenden Freundschaften und Liebeserfahrungen und sein Hineinwachsen in das eigene Leben mitzuerleben. 

Gattung

  • All Age
  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 9

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Interkulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2018

ISBN

9783522202446

Medien

  • Buch