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Nina LaCour: Alles okay

Besprechung

Ein Buch über das Auftauchen aus Trauer, Einsamkeit und Sprachlosigkeit.

„Bevor Hannah ging, fragte sie noch einmal, ob wirklich alles okay sei“ (S. 7). Schon mit diesem ersten Satz fühlt man, dass in Marins Welt nichts „okay ist“, ihre Welt ist aus den Fugen geraten ist. Wie alle Collegebewohner fährt auch Hanna über die vierwöchigen Weihnachtsferien nach Hause. Marin bleibt. Sie hat kein Zuhause mehr. Einsamkeit und Antriebslosigkeit umgeben sie, nur die Vorbereitungen für den 3-tägigen Besuch einer guten Freundin, Mabel, retten sie über die ersten Tage. Und dann ist Mabel da. Die Mädchen sind befangen, man merkt, dass sie sich früher einmal viel näherstanden. Als Marin aus ihrer alten Heimatstadt geflüchtet ist, hat sie nicht mehr auf Mabels verzweifelte Kontaktversuche geantwortet. Sie findet keine Worte, Trauer und Einsamkeit haben sie sprachlos gemacht. Und doch weiß der Leser durch die Ich-Perspektive Marins, wie viel ihr an Mabel liegt. Was passiert ist, erfährt der Leser nach und nach in Erinnerungen und Rückblenden: Seit Marins Mutter beim Surfen tödlich verunglückt ist, wächst die damals 3-jährige bei ihrem Großvater auf. Der hat schon vor Jahren seine Frau verloren und nun mit dem Tod von Marins Mutter auch seine einzige Tochter. Marin und ihr Opa kommen gut miteinander aus, sie respektieren sich, geben sich ideell und auch tatsächlich Raum. In den Erinnerungen wird deutlich, dass ihr Großvater aber zusehends kränker wird, immer öfter ist von blutigen Taschentüchern die Rede. Marin verdrängt das, sie verbringt in diesem letzten Sommer viel Zeit mit Mabel. Der Leser ahnt, dass es nicht mehr lange dauert, bis wohl auch ihr Opa aus Marins Leben gehen wird und das wohl mit ihrer jetzigen Einsamkeit zu tun hat. Das allein hat Marin aber nicht so sehr aus der Bahn geworfen: Als ihr Opa ins Meer geht und verschwindet, sucht Marin ihn. In den Räumen ihres Großvaters findet sie nie geahnte Erinnerungsstücke an ihre Mutter …
Auch wenn es beim Lesen lange nicht so scheint, findet Marin wieder einen Anker und einen Heimathafen.

Didaktische Hinweise

Mit „Alles okay“ hat Nina LaCour ein nachdenkliches, aber sehr schönes Buch geschrieben, das auch in der Übersetzung von Sophie Zeitz seinen zarten Ton behalten hat. Es ist eine besondere Empfehlung für all jene, die einen lieben Menschen verloren haben. Marin und ihr Opa sind durch ihren Verlust sprachlos geworden: Der Opa flüchtet sich in Briefe, die er „Birdy“ schreibt. Marin ihrerseits kehrt immer wieder an die Stelle zurück, an der ihre Mutter verunglückt ist. Gespräche über die Verstorbene und die gemeinsam verbrachte Zeit führen sie nicht. In seiner Trauer bleibt jeder für sich und weitgehend allein. „Alles okay“ zeigt den Wert von Familie und Freundschaft und den Gesprächen miteinander. Und so ist es als Buch absolut jedem zu empfehlen– auch wenn es durch die weibliche Ich-Erzählerin überwiegend Mädchen ansprechen wird.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2019

ISBN

9783446264359

Umfang

200 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book